Größere DANTE-Netzwerke

Du solltest vorher meinen Beitrag DANTE, was ist das? gelesen haben, wenn DANTE für dich noch neu ist. Auch sind ab jetzt grundlegende Netzwerkkenntnisse erforderlich.

Redundante Netzwerke

Ein redundantes Netzwerk hat einen kompletten zweiten Kabelweg als Fallback für den Havariefall. Fällt Weg 1 aus, übernimmt Weg 2 sofort ohne hörbare Unterbrechung.

Wie erstelle ich ein redundantes Netzwerk?

Die meisten DANTE-fähigen Geräte beherrschen die Redundanz und haben 2 DANTE-Ports (Anschlüsse): den Primary und den Secondary Port. Du verkabelst also die Primary Ports miteinander und ebenso die Secondary Ports. Aber das geht so nur mit 2 Geräten, z.B. Mischer und Stagebox. Sind es mehr Geräte, brauchst Du Switche, um eine Sternverkabelung aufbauen zu können. Und da wir redundant verstrippen wollen, auch gleich 2 Switche. Einen für Primary und einen für Secondary. An diese Switche schließt Du also alle Geräte im DANTE-Netz direkt an.

ABER: nicht jeder Haus- und Wiesenswitch ist DANTE-fähig! Hier werden die meisten Fehler gemacht. Sie können sehr kritisch sein und oft liegt hier der Hase im Pfeffer. Die Switche müssen folgende Bedingungen erfüllen:

  1. Möglichst managed (oder Intelligent) Switch, damit man den Switch optimal per Software konfigurieren kann.
  2. Nichtblockierender Layer-2-Gigabit-Switch, das heist:
    1. Alle Ports müssen gleichzeitig 1GB übertragen können. Erkennbar an der Schaltleistung: 1Gbps x Anzahl der Ports x 2. Bei einem 16-Port-Switch also : 1Gbps x 16 x2 = 32Gbps.
    2. Paketweiterleitungsrate (Throughput, gemessen in packets per sec. = pps) muss min 1,4 Mpps pro Port betragen. Also bei 16 Ports: 1,4 x 16 = 22,4 Mpps
  3. Energy Efficient Ethernet (EEE, oder IEEE 802.3az, Green Ethernet) muss abschaltbar, bzw abgeschaltet sein! Ist nicht kompatibel mit Echtzeitanwendungen wie Audio- / Videosteaming. Kann zu schlechter Clock-Synchronisierung führen = Dropouts + Spratzern.
  4. Unterstützung von DiffServ (DSCP) QoS mit strenger Priorität und 4 Warteschlangen. Können die meisten Managed Switche. Dadurch erhält der Clock-Sync höchste Priorität und Audiodaten die zweithöchste. Gewährleistet gute Systemperformance auch bei großen Datenmengen ( z.B. 300 oder mehr Kanäle Audio) oder bei Übertragung von anderen Daten gleichzeitig zu Dante (per VLan).

Wie oben schon erwähnt brauchen wir aber min. 2 Switche für eine redundante Verkabelung. Da gilt die Regel: immer die gleichen Switche verwenden! Es ist keine gute Idee unterschiedliche Hersteller zu verwenden, da jeder Hersteller seine eigenen Methoden und Einstellungen hat und das erschwert erheblich die Fehlersuche bei Problemen. Was bei dem Einen funktioniert, muss noch lange nicht bei dem Anderen laufen. Ich hab da auch erst so meine Erfahrungen machen müssen.

Immer mit Dante Controller

Verwende immer einen Rechner (Mac oder PC) mit DANTE Contoller zum patchen und beschriften der einzelnen Ins und Outs. Der Dante Controller ist eine Software (Freeware) von Audinate, dem Hersteller von Dante. Über eine Matrix kannst Du schnell die einzelnen Verbindungen herstellen (patchen), Netzwerkfehler finden, Streams von Unicast auf Multicast umstellen und vieles mehr. Du wirst dich eine Weile in die Software einarbeiten müssen, aber vieles ist selbsterklärend.

Gerätenamen im Netzwerk

Jedes Dante-fähige Gerät hat einen eigenen Dante-Namen im Netzwerk. Dieser wird i.d. Regel am Gerät selbst in irgendeinem Untermenü eingestellt. Er ist wichtig, da die Geräte sich im Netzwerk nur über diese Namen und nicht über IP-Adressen finden. Deswegen muss dieser Name eindeutig sein!

IP-Adressen

Ein Dante-Netzwerk verwendet immer 2 unabhängige IP-Adressräume. Einen für die Audiodaten und einen für die Controller- / Steuerdaten. Über diese Controllerdaten werden Informationen über Gain, Phantom Power, Phase Reverse, etc. übertragen. Läuft aber alles über den selben Dante-Port, das selbe CAT-Kabel. Bei sehr umfangreichen Netzen kann es sinnvoll sein feste IP-Adressen zu vergeben. Ansonsten funktioniert aber auch DHCP.

Ein leider zu oft gesehener Fehler: die Patchhoheit

Fallbeispiel: Du administrierst gerade ein großes Dante-Netzwerk über den Dante Controller. Wärend dessen richtet sich ein Kollege gerade sein Mischpult, sagen wie eine QL5, ein. Jetzt kommt ihm die Idee was am Dante-Patch zu ändern und stellt an seinem Pult die Patchhoheit von Dante Controller auf This Control um. PENG!! Nix stimmt mehr, Sterams sind plötzlich weg oder tauchen ganz wo anders auf. Chaos auf ganzer Linie! Was ist passiert?

Es kann nur einen geben!

Im Dante-Netz gibt es immer nur EINEN Patch-Master. Verwendest Du den Dante Controller müssen alle anderen Patch Slave sein, unter Setup muss also Dante Controller als Master stehen! Das muss so sein, weil in allen Geräten die Netzwerk-Konfiguration abgespeichert wird. Derjenige, der als letzter sich die Patchhoheit holt, überschreibt die bisherigen Einstellungen im Netzwerk mit den eigenen Einstellungen. Sind das die von einer vorherigen Veranstaltung, knallt’s halt. Daher immer per Dante Controller patchen, allen anderen Geräten die Patchhoheit entziehen (auf Dante Controller umstellen) und allen auf die Finger hauen, die die es wagen da noch mal dran rumzufummeln! Es kann nur EINEN geben!

Weiterführende Infos

Wer gern tiefer in die Materie einsteigen will, sollte unbedingt sich die Tutorials auf der Seite von Audinate anschauen. Es gibt dort auch einen Zertifizierungslehrgang auf Deutsch mit Level 1 bis 3. Alle, die professionell mit Dante zu tun haben, sollten diese Zertifizierung machen. Auch bei Yamaha gibt es interessante Guides, aber auf nur Englisch: dante network design guide.

So, das wars wieder einmal. Und wie immer: nur für private Zwecke! Keine unerlabte Weiterveröffentlichung!

(c) 2023 Teckiblog, M. Hausmann

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Teckiblog
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 by Franzlmayer

Cool! Endlich mal einfach und verständlich erklärt. Danke!

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