Gain Staging, die Voraussetzung für den guten Ton

Gain Staging, was is das?

Du solltes mit den Begriffen Pegel und Frequenz vertraut sein. Wenn nicht, lies sich vorher meine Beiträge dazu.

Unter Gain Staging versteht man die Einstellung eines optimalen Pegels in der gesamten Signalkette. Das ist bei heutigem Digital-Equipment (Mixer, Effekte, Recorder, etc.) immer noch genauso wichtig, wie zu alten analogen Zeiten. Gerade in diesem Bereich, dem Pegel einstellen, sehe ich immer wieder, wie gruselige Fehler gemacht werden. Das führt dann zu einem matschigen und verwaschenem Sound, da helfen dann auch keine Kompressoren, Expander und  sonstige “Zaubereffekte”. Ein schlechtes Signal kann nicht nachträglich gut werden, Mist bleibt nun mal Mist.

Wie funktioniert richtiges Gain Staging?

Aber wie komme ich nun zum richtigen Gain Staging, zum optimalen Pegel im gesammten Signalfluss? Wir nehmen mal das Beispiel Live-Mischung. Wir haben also einen Digital-Mixer, ne Stagebox, Instumente auf der Bühne und ne kleine PA. Du brauchst jetzt 3 Dinge:

  1. Gain Regler im Input (hat ja jedes Mischpult)
  2. Solo-Taste / Cue-Taste / PFL-Taste (hat auch jeder Mixer. Wenn nicht, dann wegschmeißen!)
  3. Kopfhörer

Wenn wir jetzt z.B. die Gitarre einstellen wollen:

  1. lassen wir den Gitarristen spielen.
  2. Im Gitarren-CH die Solo Taste drücken und im Master den PFL-Pegel beobachten.
  3. Gain soweit aufdrehen bis der PFL-Pegel ungefähr bei -15 dB liegt. Wir haben also noch genügend Headroom für Klangbearbeitung, etc. Bei Analogpulten kann man höher gehen, so um 0 dB.
  4. Immer über Kopfhörer kontrollieren, dass das Signal sauber ist.
  5. Beachte, dass der Pegel durch den Einsatz vom EQ sich noch deutlich verändern kann. Manchmal muss der Gain dann nachjustiert werden.
  6. für alle CHs die Punkte 1-5 wiederholen.
  7. Sorge dafür dass alle Input- und Gruppenfader am Ende sich im oberen Drittel des Faderweges befinden. Hast du einen Fader der bei -30 dB oder noch weiter unten rumdümpelt, hast Du was falsch gemacht!
  8. Ist jetzt alles zu laut? Fliegen jetzt die Fenster aus dem Rahmen? Erste Maßnahme: nur den Masterfader runter. Besser dreh den Gain am Amping zurück. Dann kann der Masterfader oben bleiben.

Und warum das alles?

Warum nun immer ein hoher Pegel im Mixer? Bei den alten Analogpult war das klar: sonst säuft das Signal im Rauschen ab. Aber digital? Ist das da nicht wurscht? NEIN! Bei der digitalen Signalverarbeitung nimmt die Bitrate mit sinkendem Pegel ab. So werden schnell aus den 24 Bit bei Vollaussteuerung nur noch 16 oder gar 8 Bit schlimmstenfalls, wenns pegelmäßig in den Keller geht. Wenn also da auch noch Klangbearbeitung wie EQ, Kompressor, Gate und Effekte dazu kommen wird alles eher noch schlechter, als besser. Für eine gute Klangbearbeitung und Effekte brauche wir also immer auch einen guten Pegel. Und dann wäre da noch der Weg zurück zur Bühne und zur PA durch das Multicore. Auch hier brauchen wir Dampf, um Störungen zu vermeiden. Da ist es immer besser die Amps ein Stück zuzudrehen, als mit nem mikrigen Pegel durchs Kabel zu kriechen.

Und nebenbei bemerkt: fährst Du gerade eine Konferenz / Industrieveranstaltung und sollst auch noch Auspielwege für Pressesplit oder Streaming zur Verfügung stellen, kann dir ein schlechtes (zu niedriges) Gain Staging das Genick brechen, weil dir dann in diesen Ausspielwegen einfach Dampf fehlt.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert